Montag, 15. Juni 2009

Der Sextourismus in Asien (Thailand/Kambotscha)

1. Tourismus, Sex-inclusive

Als vor einigen Jahren der Roman "Plattform" des französischen Autors Michel Houellebecq erschien, war die Entrüstung groß, denn das Buch kann als Plädoyer für einen globalen Sextourismus gelesen werden. Gewöhnlich gehen ja Tourismus und Sex Hand in Hand. Aber während die Tourismusindustrie regelmäßig nur mit der Verführungskraft erotisierender Bilder wirbt, denkt einer der Protagonisten des Romans weiter: Liegt im organisierten Sextourismus die Zukunft der Welt? Wenn die Urlauber zum All-inclusive-Konzept tendieren, wie lange kann da die Hauptsache ausgespart bleiben? Houellebecq weiß, dass die sexuelle Befreiung in der westlichen Welt millionenfach Verlierer produziert, nämlich all jene, die zu alt oder unattraktiv sind, um auf dem Markt der jungen Körper zu bestehen. Könnte da nicht, so wird hier laut nachgedacht, der Sextourismus ungeahnte neue Möglichkeiten eröffnen? Denn auf der einen Seite haben Millionen alles, außer einem befriedigenden Sexualleben, während auf der anderen Seite ebenso viele Menschen nichts außer ihrer körperlichen Attraktivität haben ...



2. Im Flug ins Land der Venus

Nun ist ja möglicherweise weniger der Schriftsteller Houellebecq zynisch als die schöne globale Welt um ihn herum. Doch bei einem Blick in die Geschichte fällt auf, dass es einen weltumspannenden "Sextourismus" nicht erst seit gestern gibt. Gelockt haben exotische Körper schon immer. Nachdem die Mannschaft des Kolumbus bereits von ihrer ersten Reise die Syphilis mitbrachte, pries kurz darauf Amerigo Vespucci die erotischen Vorzüge der kaum bekleideten Bewohnerinnen der Neuen Welt und hob in seinen viel gelesenen Briefen ihre angebliche Versessenheit hervor, "mit Christen zu kopulieren" (1)? Es ist kaum anzunehmen, dass diese Botschaft ungehört geblieben sein sollte! Wie wir wissen, standen um 1800 die Frauen der Stämme am oberen Missouri in dem Ruf, nicht nur umwerfend gutaussehend, sondern auch unglaublich lasziv zu sein. Kaum lege das Boot einer Pelzhandelsgesellschaft in den indianischen Siedlungen an, so berichteten erstaunte Reisende, schon sehe man alle Mann "mit voller Geschwindigkeit, wie entlaufene Pferde, in das Land der Venus" (2) galoppieren. Die käufliche Freizügigkeit der indianischen Schönen war nicht selten das wichtigste Motiv weißer Männer, diesen abgelegenen Erdenwinkel aufzusuchen. Tahiti schließlich - wie auch einige anderen Inseln Polynesiens - galt unter Europäern zu dieser Zeit bereits als das irdische Sexualparadies.

Aber ohne Frage sind in den letzten Jahrzehnten neue Möglichkeiten in einem vormals ungeahnten Ausmaße entstanden. Erst die immer erschwinglicheren Flugpreise führten zu einem wahrhaft globalen Sextourismus. Während zunächst asiatische Ziele, darunter Thailand und die Philippinen, vor allem westliche Männer anzogen, zog es westliche Frauen eher in afrikanische Länder wie Gambia oder Kenia. In jüngster Zeit verwandelten sich weite Teile der Karibik in ein sextouristisches Eldorado. Bekanntlich lassen sich in der Dominikanischen Republik problemlos Begleiter oder Begleiterinnen finden, so dass niemand in seinen Ferien alleine bleiben muß. Auf Kuba herrscht für Touristen kein Mangel an Jineteras, während Touristinnen zwischen jungen Rastas auf Jamaika (lokal Rent a Dreads genannt) oder schwarzen Beach Boys auf Barbados wählen können (3).

Seit Globalisierungsprozesse zu einem wichtigen Thema wissenschaftlicher Forschung geworden sind, hat die Ethnologie die Prostitution und den Sextourismus als neue Forschungsfelder entdeckt. Jenseits der üblichen moralischen Empörung über bezahlten Sex mit Einheimischen hat sie dabei einige wenig bekannte und bisweilen überraschende Aspekte dieses Themas zu Tage gefördert. Einige davon möchte ich am Beispiel Thailands aufzeigen.


3. Pattaya - extreme Stadt der Frauen

Das thailändische Pattaya, nur zwei Stunden von Bangkok entfernt, ist tagsüber ein in einer schönen Bucht gelegener, eher unspektakulärer Badeort.
Nachts dagegen tummelt sich hier die ganze Welt.
Bis vor kurzem hatte Pattaya mit dem Schmuddelimage zu kämpfen, die Welthauptstadt des billigen, käuflichen Sex zu sein. Wer heute freilich mit der Vorstellung anreist, auf biedere, ältere, männliche Touristen aus dem Westen zu stoßen, die sich Bier saufend mit jungen Thaimädchen amüsieren, wird ins Staunen geraten.
Auf den ersten Blick scheint in Pattaya der postmoderne westliche Sträflingslook - heftig tätowiert, kahlrasierter Schädel - vorzuherrschen. In Wirklichkeit gibt es Männer jeglichen Alters, Aussehens, Herkommens und aller Nationalitäten, wobei vielleicht nach den Angelsachsen die Deutschen, die Skandinavier und die Russen am sichtbarsten sind. Dabei ist die Stadt ein Refugium für alle, die andernorts einfach übersehen, vernachlässigt und ausgegrenzt werden. Hier werden Marotten toleriert, Alter schließt niemanden aus, und keiner der ausländischen Gäste muß sich arm vorkommen.
Auf den Spuren der Touristen aus dem Westen kamen Chinesen, Koreaner und Japaner. Diese haben verstreut in der Stadt Lokalitäten eröffnet, die ihrer Kundschaft die gewohnte Atmosphäre und Diskretion - "Japanese only"-Schilder prangen an den Türen - heimischer Hostessen-Clubs versprechen. Anders die Muslime: Ihre Bedürfnisse prägen eine ganze Ecke Pattayas. Hier reihen sich orientalische Lokale, und bei lautester Musik fließt in den offenen Bars der Alkohol in Strömen. Man kann in dieser Oase allerdings auch etwas anderes genießen, was zuhause unerhört wäre: stundenlang mit jungen Frauen, für alle Augen sichtbar, im Kaffeehaus sitzen. Erstaunt vermerkt man beim Schlendern durch dieses Viertel, dass die gewöhnlich superschlanken Thaimädchen plötzlich allesamt eine Figur wie Bauchtänzerinnen haben. Dazu ziehen sie an ihrer Wasserpfeife so routiniert, als ob sie nie etwas anders getan hätten.

Aber noch ist das globale Mosaik nicht vollständig. Regelmäßig flanieren im Zentrum des Nachtlebens, auf der "Walking Street", Prostituierte aus Russland und der Ukraine. Ihre Klientel kommt überwiegend aus Indien, Pakistan und jenen Nachbarländern, wo helle Haut ganz hoch im Kurs steht. Wie um deren Verlangen noch anzufachen, haben sich viele der hochgewachsenen jungen Europäerinnen das Gesicht kalkweiß gepudert, was ihren Paraden in kleinen Gruppen einen morbiden Touch verleiht. Weit weniger sichtbar schließlich bleiben einige afrikanische Männer, die, umgekehrt, aus der Faszination für eine schwarze Haut Kapital schlagen. Auf diese Callboys sind Asiatinnen versessen, häufig selbstbewußte und attraktive Japanerinnen um die Vierzig, die aussehen, als ob sie im Management großer Firmen tätig wären und die den Weg nach Pattaya wählen, weil sie ihre Passion in Japan zu Outcasts stempeln würde.

Bei Pattaya handelt es sich um eine amerikanische Gründung aus der Zeit des Vietnamkriegs, die den US-Truppen als Erholungsbasis diente. Von Anfang an zog es tausende Frauen hierher. Die Prostitution mußten die Amerikaner allerdings nicht einführen, denn sie blühte bereits in jeder Provinzstadt. Käuflicher Sex ist in Thailand allgegenwärtig, doch weitgehend unsichtbar. Eine Mehrzahl der einheimischen Männer besucht regelmäßig einschlägige Etablissements, aber auf keinen Fall würden sich Thai öffentlich mit dessen Personal abgeben. Demgegenüber haben die Amerikaner diesen Sektor umgekrempelt, indem sie sich in aller Öffentlichkeit mit den Mädchen sehen ließen und diese als "girlfriends" (4) behandelten. Seither präsentiert sich der westliche Sextourismus in Thailand wie auf einem Tablett: Patong auf Phuket, die Soi Bintabat in Hua Hin oder Nana-Plaza, Soi Cowboy und Patpong in Bangkok etwa erscheinen wie hell illuminierte, ganze Strassen umspannende "Erotische Themenparks". Was nun Pattaya so einzigartig macht - die ganze Stadt präsentiert sich als ein solcher "Park".

"Pattaya, the extreme city" - nach amerikanischem Vorbild hat man sich ganz offiziell diesen Beinamen zugelegt. Jahraus, jahrein leben hier mehrere zehntausend jüngerer Frauen. Zwar fehlen zuverlässige Zahlen, aber das hohe weibliche Bevölkerungselement prägt die Atmosphäre so nachhaltig, dass Besucher sich in eine "Stadt der Frauen" der besonderen Art versetzt fühlen.
Doch wo können bloss dermaßen viele Frauen ihrer Arbeit nachgehen? Erstaunlicherweise so ziemlich überall, nur nicht in Bordellen. Denn Prostitution ist in Thailand gesetzlich verboten, und Bordelle im engeren Sinne gibt es tatsächlich kaum - zumindest nicht in der Welt des globalen Sextourismus.

Da sind zum einen einige riesige Massage-Pavillons, die mit "body massage", einem ursprünglich japanischen Konzept werben, bei dem die "Masseusen" ihre Körper zu Massagezwecken einsetzen. Sie gleichen noch am ehesten herkömmlichen Bordellen, weil sich die Mädchen pro Nacht um mehrere Kunden kümmern müssen und diese nur in Ausnahmefällen ablehnen können. In den weitaus zahlreicheren "Go-Go-Bars" im amerikanischen Geschmack der 1970er Jahre dagegen geht es schon etwas individueller zu. Die Mädchen treten als Go-Go-Girls auf, lassen sich aber gegen eine kleine Summe auslösen, die an die Bar zu zahlen ist; alle weiteren Preise und Leistungen sind dann frei verhandelbar. Vergleichbares spielt sich in diversen Nachtclubs und Table-Dance-Bars amerikanischer Prägung ab.
Wem solche Lokalitäten noch zu teuer sind, der schaut sich auf der Strandpromenade um, wo Geschäfte unter Palmen angebahnt werden. Mag man es exklusiver, stehen auch in Pattaya Escort-Dienste für jeglichen Geschmack ("beautiful Euroasians", englischsprechende Studentinnen etc.) zur Verfügung; gelegentlich soll man sogar Schönheitsköniginnen buchen können. Außerdem tummeln sich in den Discotheken hunderte kontaktfreudiger Tänzerinnen, die als "freelancer" bezeichnet werden, weil sie ausnahmslos auf eigene Rechnung tätig sind. Und die hübschen Angestellten der zahlreichen Billardsalons sind - eine gewisse Sympathie vorausgesetzt! - selten abgeneigt, die Spieler ins Hotel zu begleiten. Anders könnten sie mit ihrem regulären Einkommen schwerlich überleben. Doch die bei weitem wichtigste Kontaktzone heißt in Pattaya "Bar Beer".


4. Offene Prostitution

Pattaya ist die Stadt der tausend Bars. Diese Bierbars liegen weit über das Stadtgebiet verstreut, wobei sie einige Straßenzüge fast vollständig prägen. Gelegentlich haben sie leicht anzügliche Namen, "Black Pussy" vielleicht oder "Lewinsky"; häufiger aber heißen sie in liebenswertem Thai-Englisch einfach "Good Everything Bar" oder "You Friend Me Bar".
Bei den "Bar Beers" (sprich: Baa Bia) handelt es sich architektonisch um offene Strukturen. Hier können die überwiegend weißen Gäste aus Australien, Amerika und Europa, die die Thai "Farang" nennen, auf drei Seiten Platz nehmen und die angenehmen nächtlichen Temperaturen im Freien genießen. Soziologisch gesehen aber sind diese Bierbars die kaum weniger "offene" Grund- und Elementarform und das Rückgrat des notorischen Nachtlebens von Pattaya. In der Mitte nämlich agieren die Beschäftigten, deren Zahl zwischen zwei und mehr als zwanzig Bargirls liegen kann und die gewöhnlich "Lady Bar" heißen. Diese Barladies ziehen die Kunden an, servieren Getränke (vor allem Bier in Flaschen), scherzen mit ihnen, sind behilflich, mit allerlei Spielen die Zeit totzuschlagen, und sie unterhalten sich auch mit ihnen - soweit dies die vorhandenen Sprachkenntnisse erlauben.
Dafür bekommen die Mädchen von der Bar eine Art minimalen Ecklohn, der ein wenig steigt, wenn die Gäste ordentlich picheln und ihnen gelegentlich einen "Ladies-Drink" spendieren.
Kein Barmädchen kann auf Dauer überleben, ohne sich gelegentlich selber zu verkaufen.

Pattaya, das am Golf von Thailand liegt, ist zu einer Dependance der nordöstlichen Region Isan geworden, weil die überwiegende Mehrzahl der Barmädchen aus dem Isan stammt, dessen Bewohner nicht thailändisch, sondern laotisch sprechen und sich durch Musik und Essen von anderen Thai unterscheiden. Bis vor kurzem galt der Isan als das Armenhaus der Nation, und folglich glaubte man, in der Armut müsse die Ursache für die hohe Neigung zur Prostitution zu finden sein. Heute läßt sich ganz Thailand von einem ungezügelten Konsumerismus faszinieren. Wollen junge Leute daran teilnehmen, verlassen sie die Dörfer auf der Suche nach Jobs. Doch in Bangkok können sie allenfalls 5000 Baht im Monat verdienen, was etwa 110 Euro entspricht. Eine solche Summe läßt sich in Pattaya in einer Woche verdienen.

Die jungen Frauen des Isan wissen durch Mund-zu-Mund-Propaganda nicht nur wieviel Geld sich in den Zentren des Sextourismus verdienen, sondern häufig auch, wo es sich verdienen läßt. Dies könnte ein Grund sein, dass in einer Bar die Hälfte der Mädchen aus der Provinz Buriram, in einer anderen dagegen mehr aus Chayapum stammt, während einige Provinzen überhaupt nicht vertreten sind. Gefällt ihnen ihr erster Arbeitsplatz nicht, bieten sich andere Bars zum Wechseln an. Das Driften von Bar zu Bar ist sogar die Regel, so dass man in einer bestimmten Bar schon nach wenigen Monaten kaum noch auf die bekannten Gesichter trifft. Frauen, die nach Pattaya strömen, haben selten mehr als die elementarste Schulbildung. Viele sind durchaus hübsch, aber eine Mehrzahl war es nach thailändischem Verständnis nie (etwa weil sie einen zu dunklen Teint hat) - oder ist es nicht mehr: Denn viele Frauen gehen auf die Dreißig zu (was bereits als alt gilt), haben gescheiterte Beziehung hinter sich und wurden mit kleinen Kindern sitzen gelassen, um die sich jetzt ihre Großmütter zu kümmern haben.
Ihre Entscheidung für Pattaya ist selten eine bewußte Entscheidung für eine Karriere als Prostituierte. Gelegentlich ist es ein Abenteuer, häufiger freilich gilt dieser Schritt als vorübergehender Ausweg in einer schwierigen Lebenslage.

Von ihrer Arbeit sprechen die Frauen nicht als Prostitution, sondern nennen es "mit Farang arbeiten". In den Bars können sie weitgehend selbst bestimmen, mit welchen Gästen sie mitgehen wollen. Wenn ihnen ein Mann gefällt, werden sie versuchen, den Kontakt auszudehnen. Der israelische Ethnologe und Tourismusexperte Erik Cohen, der seit Jahrzehnten auf diesem Gebiet forscht, glaubt in der von ihm so bezeichneten "open-ended prostitution" (5) das Kennzeichen der tourismusorientierten Prostitution in Thailand gefunden zu haben. Diese offene Form der Prostitution nimmt ihren Anfang vielleicht mit einem gemeinsamen Frühstück, gefolgt von einem Strandtag, einem Ausflug auf dem Moped, einem Einkaufsbummel. Beruht sie anfänglich auf Käuflichkeit, vermischen sich Geschäft und Gefühl mit der Zeit zu einer kaum zu trennenden Einheit. Will so ein Tourist irgendwann mehr von Thailand sehen, braucht er auf die Begleitung seiner neuen "Freundin" nicht zu verzichten. Viele reisen zusammen nach Koh Chang, Samui oder Chiang Mai und verbringen den Rest des Urlaubs zusammen. Nach ihrer Rückkehr schicken einige Männer sogar regelmäßig Geld; so mancher kommt bei der nächsten Gelegenheit wieder - und jetzt wartet tatsächlich eine Freundin am Flughafen auf ihn!
Die Existenz einer Stadt käuflicher Frauen ist sicher der häufigste Grund für einen Aufenthalt in Pattaya. Aber es ist dieser offene, halbkommerzielle Charakter der Prostitution, der Thailand für viele Touristen so anziehend macht.


5. Der Sextourismus kehrt heim

Die "offene Prostitution" läuft geradezu zwangsläufig auf Heirat und Ehe hinaus. Wahrscheinlich kann darin sogar der Antrieb für viele Frauen gesehen werden, im Tourismus tätig zu werden. Erstaunlich groß ist die Zahl der Männer, die zuhause niemals ein Rotlichtviertel betreten würde, in Thailand aber ohne zu zögern eine Frau aus diesem Milieu heiratet. Heute gibt es kaum mehr ländliche Regionen in Thailand, ohne einen zugeheirateten Farang. Doch gewöhnlich können die Männer nicht in Thailand bleiben, und deswegen fehlen deutsch-thailändische Paare derweil auch in keiner deutschen Gemeinde mehr. Natürlich sind nicht alle Ehen dieser Art dem Sextourismus entsprungen - wohl aber die meisten! Sie zeichnen sich gewöhnlich durch ihre extreme "Heterogamie" (von "gamos", altgriechisch für Heirat) aus: Die Partner unterscheiden sich nicht nur nach Rasse und Ethnizität, Sprache, Kultur und Religion, sondern auffallend häufig auch nach sozialer Herkunft, Grad der Bildung und Alter, wobei ein Unterschied von zwanzig Jahren üblich ist (6).

Viele Paare haben also keinerlei Gemeinsamkeiten - und das wirkt sich bei den vorhersehbaren Ehekonflikten zumeist fatal aus. Auch nach Jahren sind sie zu einer flüssigen Kommunikation in einer gemeinsamen Sprache nicht in der Lage, während die unterschiedlichen Essgewohnheiten und Einstellungen zum Leben nicht selten für Spannungen sorgen. Vor allem jedoch erweisen sich die finanzielle Ansprüche der Frauen schnell als Dauerproblem, denn für sie verband sich mit der Heirat von Anfang an die Vorstellung, fortan ihren in Thailand verbliebenen Familienangehörigen materiell helfen zu können. Nur selten finden diese Paare auf Dauer eine befriedigende Lösung.

Häufig aber kommt es erst gar nicht so weit: Ausländer finden in Thailand einen "Heirats-Käufermarkt" vor, weil zahlreiche einheimische Frauen sich nur allzu gerne mit einem "reichen Farang" verheiraten würden. In Deutschland dagegen braucht es nicht lange, bis ihre thailändischen Frauen die Erfahrung machen, sich nun ihrerseits umgekehrt auf einem "Verkäufermarkt" zu bewegen: Sie können sich vor Angeboten kaum retten und finden flugs weitaus jüngere, wesentlich attraktivere und durchaus auch wohlhabendere neue Partner.
Einige Frauen verheiraten sich wieder. Andere dagegen nehmen in Bordellen und "Terminwohnungen" ihre frühere Tätigkeit wieder auf - bisweilen geschieht dies mit Wissen ihrer alten oder neuen Männer, gelegentlich aber auch hinter deren Rücken - und treiben so die Globalisierung der Prostitution voran.



Literatur

1 Amerigo Vespucci: Letters from a New World. Ed. by Luciano Formisano. New York 1992, pp. 49-51.
2 A. P. Nasatir (ed): Before Lewis and Clark. Documents Illustrating the History of the Missouri 1785-1804. Band 1, Lincoln 1990, p. 300.
3 Beverley Mullings: “Fantasy Tours. Exploring the Global Consumption of Caribbean Sex Tourisms”, pp. 227-250 in: Mark Gottdiener (ed.): New Forms of Consumption. Consumers, Culture, and Commodification. Lanham u. a. 2000.
4 Penny Van Esterik: Materializing Thailand. Oxford & New York 2000, p. 175.
5 Erik Cohen: Thai Tourism - Hill Tribes, Islands and Open-Ended Prostitution. Bangkok 1996.
6 Erik Cohen: "Transnational Marriage in Thailand - The Dynamics of Extreme Heterogamy", pp. 57-81 in: Thomas G. Bauer & Bob McKercher (eds.): Sex and Tourism. Journeys of Romance, Love, and Lust. New York u.a. 2003.

Dieser Bericht wurde freundlicher weise von
Von Herrn Prof.Dr. Marin Trenk zu verfügung gestellt.

Was sagen Sie zu diesem thema?Bitte schreibt doch mal Eure Meinung zu diesem Thema!Vielen Dank 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen